Mobiler Journalismus: Wenn die Community korrigiert

Als MoJane – die mobile, multi- und crossmediale Reporterin der Rhein-Zeitung – betritt Katrin Steinert neue journalistische Pfade – auch was den Workflow betrifft: Redigieren findet nicht mehr statt, Korrekturen und Tipps kommen in erster Linie aus ihrer Online-Community. Eine Zwischenbilanz nach eineinhalb Jahren.

Wegen des Wiedererkennungswertes achtet Katrin Steinert, die mobile Reporterin der Rhein-Zeitung darauf, immer mal wieder selbst im Bild ihrer Videos zu sein.
Wegen des Wiedererkennungswertes achtet Katrin Steinert, die mobile Reporterin der Rhein-Zeitung darauf, immer mal wieder selbst im Bild ihrer Videos zu sein.

In meinen Seminaren zu crossmedialem Journalismus zeige ich als Beispiel unter anderem die Rhein-Zeitung. Hier funktioniert nicht nur Print-Online, sondern auch Online-Print. Darüber pflegt die Rhein-Zeitung ein umfangreiches Social Media-Angebot, vor allem auf Twitter. Zumindest unter den Regionalzeitungen ist das sehr vorbildlich. Der crossmediale Ansatz der Rhein-Zeitung lässt sich an einer Position bzw. an einer Person exemplarisch festmachen: an Katrin Steinert, alias MoJane. Ich habe sie daher angerufen, um mit ihr nach eineinhalb Jahren Tätigkeit als mobile Reporterin ein Zwischenfazit zu ziehen.
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„After The War“: Audioslideshow advanced

Am 6. Dezember wurde der Deutsche Reporterpreis vergeben. In der Kategorie „Beste Web-Reportage“ hat Felix Seuffert mit seiner Audio-Slideshow „After The War“ gewonnen. Dabei ist es die Reportage, die das Schicksal eines vor dem Bürgerkrieg in Kongo nach Südafrika geflohenen Fußballprofis erzählt, gar keine reine Audioslideshow, sondern enthält mindestens genauso viele Video-Elemente.

Preiswürdig ist „After The War“ aus mehreren Gründen:

  1. Die intelligente Verknüpfung von Video und Fotos: Carol Machumu, der Protagonist, kommt meist in einem Nahaufnahmen-Video zu Wort. Manche seiner Aussagen werden aber mit Fotos dokumentiert, während der Ton weiterläuft. Die Bilder, zum Beispiel von seiner Arbeit als Parkplatzwächter, sind oft schnell hintereinandergeschnitten, so dass Seuffert und sein Team keine Ken-Burns- oder andere Effekte brauchen, um auch den optischen Fluss der Geschichte zu gewährleisten. Immer wieder wird intelligent zwischen Videosituation und Fotos aus Carols Leben hin- und hergeschnitten.
  2. Emotionale Nähe, die aber nie aufdringlich ist: Carol Machumus Leben ist eine traurige, ergreifende Geschichte: Sein Vater wurde im Bürgerkrieg getötet, seine Mutter ist verschwunden, er floh nach Südafrika, wo er viel Rassismus begegnet und beim unterklassigen Fußballclub Camps Bay von vorne anfangen muss. Diese Geschichte wird durch die traurige französische (und deutsch untertitelte) Stimme Carols sehr authentisch und nachfühlbar. Weil der Kongolese ziemlich leise spricht, muss man sich gut auf seine Stimme konzentrieren – für mich wurde die Slideshow so noch eindringlicher. Auch die immer wieder sparsam eingesetzte melancholische Klavierpassage erfüllt hier ihren dramaturgischen Effekt.
  3. Ausdrucksstarke Fotos: Felix Seuffert studiert Fotojournalismus, insofern ist das natürlich ein Heimspiel für ihn. Dennoch ist die Slideshow voll von hervorragend komponierten, künstlerischen Fotos, z.B. wenn er am Boden eines Hausflurs sitzt.

Felix Seuffert: "After The War". Carol Machumu sitzt am Boden eines Flurs.
Felix Seuffert: "After The War". Carol Machumu sitzt am Boden eines Flurs.

Ob „After The War“ die beste Web-Reportage ist, kann ich mangels Kenntnis der anderen eingereichten Arbeiten nicht beurteilen.

In jedem Fall handelt es sich um eine sehr sehr gut gemachte Audioslideshow. Sich die viereinhalb Minuten anzusehen beutetet viereinhalb Minuten multimedialen Genuss.